Monheim. Mit gemischten Gefühlen kehrte der fachgeprüfte Bestatter und Embalmer Frank Odendahl von einem humanitären Hilfseinsatz der „Embalmer of Germany“ aus dem Erdbebengebiet in Taiwan zurück. Noch tief erschüttert von dem Leid der Bevölkerung einerseits und angetan von der großen Dankbarkeit seitens der Regierung und der Menschen dieses Landes andererseits, berichtete er von seinen Erlebnissen.
Auf Anforderung der taiwanesischen Regierung reiste eine Gruppe von 17 deutschen Bestattern, die dem Katastrophen - Einsatzteam der „Embalmer of Germany“ angehören, für vier Tage in das Erdbebengebiet nach Taiwan. Mit rund 700 Kilogramm allein an Ausrüstung und Instrumenten trat das 17-köpfige Team die Reise über Paris und Dubai nach Taipeh an. Von dort aus ging es weiter in das Epizentrum nach Taichung. „Die Organisation war einfach klasse. Es lief alles völlig unproblematisch. Bereits in Paris wurden wir von einem taiwanesischen Mitarbeiter empfangen und während des Aufenthaltes standen uns immer zwei Dolmetscher zur Seite“, erzählt Frank Odendahl.
Da die rund 2000 geborgenen Opfer bereits zum Teil bestattet oder in Tiefkühlcontainern eingefroren waren, konzentrierte sich das Katastrophen – Einsatzteam auf Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen. In Taipeh halfen sie bei der Rekonstruktion und Identifizierung von Verstorbenen. „Die Körper waren meist bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt“, schildert Odendahl die Situation vor Ort und weiter: „Für die taiwanesische Bevölkerung hat die Identifizierung nicht nur einen psychischen Aspekt, sondern sie müssen den Verlust eines Familienmitgliedes dem Staat gegenüber beweisen können, da sie für jedes Opfer der Familie circa 30000 Mark als Hilfe vom Staat erhalten.“
Die traurige und bedrückende Atmosphäre vor Ort wird der Gruppe noch lange in Erinnerung bleiben. „Suchende, hoffende und trauende Menschen warteten vor der Gerichtsmedizin stundenlang auf neue Nachrichten von vermissten Familienmitgliedern. Ringsherum fanden, zum Teil in dafür hergerichteten Zelten die Trauerfeiern für die Todesopfer statt“, schildert der Baumberger das Unglück der Angehörigen. Doch es gab auch Positives zu berichten, denn die unvorstellbare Dankbarkeit der Bevölkerung wird dem Katastrophen – Einsatzteam ebenfalls unvergesslich bleiben. Kurz vor dem Abflug bedankte sich die staatliche Feuerwehr bei den „Embalmer of Germany“ in der VIP-Lounge der taiwanesischen Regierung mit der Übergabe ihrer Ehrenplakette.
Ebenso bedankte sich der taiwanesische Außenminister für europäische Angelegenheiten, Herr Jason C. Hu, persönlich bei den Teammitgliedern und überreichte der Gruppe eine handgeschnitzte Holzskulptur mit dem Namen „Lebender Buddha“. „Das ist eine sehr große Ehre, denn nach taiwanesischer Tradition ist der Buddha keine lebende Gestalt im biologischen Sinne, sondern derjenige, der dem Volk Asiens Hilfe leistet wird als solcher angesehen“, erklärt Frank Odendahl die Bedeutung der Auszeichnung. Außerdem erhielt jedes Teammitglied als Zeichen der Dankbarkeit eine Armbanduhr. „Am meisten aber berührte uns die Dankbarkeit der Bevölkerung und bei der Verabschiedung im Flughafengebäude applaudierten die Anwesenden sogar. Dieser Dank ist der größte Lohn für uns“, so der Bestatter und Embalmer.
Nach den zwei kurz hintereinander liegenden Einsätzen hofft Frank Odendahl nun auf eine Ruhezeit, denn für die neu gegründete ehrenamtlichen Interessengemeinschaft gilt es noch allerhand organisatorische Fragen zu klären: „Wir brauchen eine einheitliche Schutzkleidung, ein Alarmierungssystem sowie eine Regelung des Versicherungsschutzes, denn bis jetzt ist jeder auf eigenes Risiko gefahren“.
Stichwort „Embalmer of Germany“
Die Interessengemeinschaft der „Embalmer of Germany“ umfasst insgesamt 40 Bestatter, die über eine Spezialausbildung zum Einbalsamierer (auch Thanatologen oder Thanatopraktiker genannt) verfügen. Die auf dem Deutschen Thanatopraxie – Kongress in Köln frisch gegründete Gemeinschaft war erstmalig bei der Erdbebenkatastrophe in der Türkei im Einsatz. Zu den Aufgaben gehört die Bergung, Identifizierung und Konservierung von den Rettungsmannschaften freigelegter Verstorbene. Ebenso werden die „ Embalmer of Germany“ bei Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen tätig. Durch die Behandlung mit formalinhaltigen Lösungen wird der Verwesungsprozess sowie die Seuchengefahr stark eingedämmt. Die „Embalmer of Germany“ sehen ihre Dienste als humanitäre Hilfe und arbeiten ehrenamtlich im In- und Ausland.
Aus Monheimer Wochenanzeiger vom 13.Oktober 1999
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